Die Geschichte unseres IT-Netzwerks
Schon in grauen Vorzeiten (vor dem WS 95) gab es im Pölzerheim einige Leute, die ihre PCs vernetzten. Erste Versuche mit von Fenster zu Fenster gespannten RG58-Leitungen wurden bald von im Haus in den Kabelkanälen verlegten Koaxkabeln abgelöst.
Bis zum WS 98 enstand ein Netz im Haus, das den 1., 3., 4. und 5. Stock verband. Da in einigen Teilen dieses Segments nicht einmal die Stecker richtig aufgecrimpt waren, gab es immer wieder einige Ausfälle, die dadurch gekennzeichnet waren, dass jemand von Zimmer zu Zimmer rannte und die BNC-Stecker sehen wollte.
Meist war eine (seltene?) Putzarbeit die Ursache, die das Kabel aus dem Stecker gezogen hatte. Zu diesem Zeitpunkt gab es auch schon den ersten ständig verfügbaren Server im Haus, der im Vorraum des Zimmers von Jens Schiefer untergebracht war, der dadurch zu einigen lustigen Erlebnissen kam (Netzteillüfterversagen mit entsprechendem Lärm um 4 Uhr früh, ….). Auf diesem Server (i486, 20MB RAM, 10GB HDD) lief Linux 2.0 und Samba 1.9.
Hauptzweck waren die Anfänge unseres MP3-Servers und die Bereitstellung von mühsam durch die Modemverbindungen gezutzelter Shareware für alle. Damals entstand die Idee, unser Netzwerk, wie in anderen Studentenheimen schon durchgeführt, mit der Uni zu verbinden. Ausserdem hatte die steigende Anzahl der PCs mit Modem im Haus unsere 3 Amtsleitungen der Telefonanlage mit Verbindungen derart belastet, dass oft sogar zu ungewöhnlichen Zeiten mindestens 20 Wählversuche notwendig waren, um eine Leitung zu bekommen.
Im WS 98 machten sich nun Andreas Schiffermüller, Jens Schiefer und Robert Wein auf den Weg zum damals neuen Bildungsreferenten der GdG, Richard Suchl, und präsentierten ihm den Vorschlag. Zuvor war in einer Heimvollversammlung beschlossen worden, dass die studentische Heimselbstverwaltung dieses Projekt vorantreiben solle. Nach einiger Beratung mit dem Hauseigentümer, der WOGEM, war dieser bereit, unser Projekt zu unterstützen.
Nachdem wir in Eigenregie den ersten Kostenvoranschlag eingeholt hatten (~250 000,- ATS ohne Serverhardware) machten wir das Angebot, die Verkabelung selber durchzuführen und den Elektriker nur für die Herstellung der Leerverrohrung im Kabelschacht zu beauftragen. Doch bis dahin war es noch ein weiter Weg.
Auf der WAN-Seite bestand der Plan, unser Haus per DDL-L mit 128kbps an die WU anzubinden, auch eine 512kbps-Strecke über Telekabel war im Gespräch. Da sich die Fa. Telekabel aber nicht geneigt zeigte, nur die Verbindung ohne Anbindung zu verkaufen bzw. als Bedingung sogar einen Kabelanschluss bei leicht ermäßigter Gebühr in jedes Zimmer wollte, wurde diese Idee dann bald fallengelassen.
Außerdem rieten uns alle beigezogenen Kontakte (ZID der TU, Rechenzentrum WU) von dieser Art des Anschlusses ab, da es gewaltige Verfügbarkeitsprobleme gab und die versprochene Downloadbandbreite (wahrscheinlich wegen der geringen Uploadbandbreite) nie erreicht wurde.
Auch andere Firmen wurden kontaktiert (UTA, Wienstrom, …), diese haben aber entweder überhaupt nicht oder ablehnend reagiert oder die Lösungen waren einfach nicht finanzierbar.
Die Telekom Austria wollte Anfang 99 von ADSL noch nichts wissen, obwohl bereits eine Versuchsstrecke (Pfeilheim) bestand. Die Idee, selber eine Strecke über ein gemietetes Kupferpaar mittels eines Satzes Pair-Gain Modems zu betreiben, wurde angesichts der Tatsache, dass die TA damals anfing, diese Leitungen mit Spulen zu beschalten, verworfen.
Nach der Einholung der Hardwareangebote im Dezember 98 waren noch eine Menge Details der Finanzierung zwischen WOGEM und GdG zu klären, weiters war bei beiden ein Vorstandsbeschluss nötig. Dieser Beschluss fiel dann im Mai 99 und einige Tage später wurde mit dem technischen Leiter der Wogem, Ing. Christen und dem Elektriker die Verkabelung nach einer Begehung endgültig festgelegt.
Ende Juni kam auch die erste Hardwarelieferung von der Fa. DEAS. Im (damals leerstehenden) Zimmer 611 wurde über den Sommer ein provisorisches Netzwerkkammerl eingerichtet, und über das hoffentlich letzte Freiluftkabel vom 6. in den 5. Stock wurde der erste Teilnehmer an der TP-Verkabelung Jens Schiefer angeschlossen. Weiters wurden die letzen Meter unseres Koaxnetzes noch über unseren alten Server, der nun zwischen Koax und TP Netz routete, angehängt.
Kurz danach, Anfang Juli 99 stand der Elektriker vor der Haustür. Da es die Gewerkschaft finanzierte, wurden nun auch die Kabel vom Elektriker in der ersten Ferienwoche eingezogen, und wir halfen dabei tatkräftig mit. Nicht zuletzt durch die erstklassige Versorgung mit Mittagessen durch Herrn Jörg Iraschko war es den Elektrikern (Manfred und Kollegen von der Fa. Gros) und uns möglich, alles in etwa einer Arbeitswoche zu verlegen, das Stiegenhaus verwendeten wir dabei vom 6. Stock aus zum Ablängen der Kabel.
Das Einziehen gestaltete sich einigermaßen schwierig, da die Leerverrohrung vom Kabelschacht in die Zimmer nur für die Aufnahme der Fernsehkoaxial- und der Telefonkabel gedacht war. So ergab es sich, dass in einem normalen Evilon-Rohr 16 ein Fernsehkoax und 3 Kabel Cat5 gemeinsam liegen und das auf einer Länge von etwa 8 Metern. Danach patchte Andreas Schiffermüller einen halben Tag lang im Keller auf.
Insgesamt zogen wir in dieses Haus etwa 2700 m Netzwerkkabel Cat5 ein.
In der Zwischenzeit hatte auch die TA ihre Meinung zu ADSL geändert und nachdem ein Kontakt hergestellt war, wurde beschlossen, die geplante Verbindung zur WU fallenzulassen.
So wurde als Herstellungszeitpunkt von der TA spätestens Mitte November 99 angegeben, da dann unser Wählamt eine ATM-Verbindung hätte.
Diese Entscheidung hatte auch zur Folge, dass der bereits gelieferte Router Cisco 1601 retourniert werden musste; das wiederum löste einiges Chaos beim Lieferanten und dessen Buchhaltung aus.
Als wir uns nach dem Sommer wieder um die Verbindung kümmerten, wurden wir zuerst einmal auf Mitte November vertröstet, nach und nach kristallisierte sich heraus, dass die TA bei der Tarifgestaltung des nunmehr regulären Produktes auf die Studentenheime vergessen hatte. So gab es erst Mitte Dezember einen vorläufigen Tarif für uns.
Irgendwie ist dabei (für uns jedoch nicht genau nachvollziehbar) auch die Telekom-Regulationsgesellschaft mit im Spiel gewesen. Es vergingen noch zwei Monate, dann erfuhren wir von der TA, dass es jetzt möglich wäre, jedoch kein Auftrag vom Rechenzentrum der Uni Wien vorläge, uns anzubinden.
Es verging wiederum eine Woche, dann war auch diese Verwirrung geklärt, die sich offenbar aus der schon mit dem Rechenzentrum der WU eingegangenen Vereinbarung ergab.
Nun schien der Weg endgültig frei, Mitte Februar 2000 hieß es von der TA “in den nächsten zwei Wochen”. Als wir uns Anfang März wieder dort meldeten, erfuhren wir, dass wir einen eigenen Telefonanschluss bräuchten, da ADSL mit an Telefonanlagen angeschlossenen Leitungen nicht funktionieren würde.
Es verging noch eine Woche, bis wir diesen zusätzlichen Anschluss von der GdG bzw. der Wogem genehmigt bekamen und tatsächlich – am 14.März 2000 war es soweit und wir nahmen unsere 2Mbps Strecke in Betrieb.